Die DIK 2018 - 2021 (Phase IV) ,
In der vierten Phase – also während der 19. Legislaturperiode von 2018 bis 2021 – arbeitete die DIK auf Grundlage der Empfehlungen, Erklärungen und Vorarbeiten ihrer vorhergehenden Abschnitte (Grundlagenphase 16. bis 18. Legislaturperiode) in religions-, integrations- und gesellschaftspolitischen Schwerpunkten an konkreten, praxisrelevanten Vorhaben. Sie tat dies nicht mehr wie zuvor in festen Foren und Arbeitsgruppen, sondern in flexiblen Veranstaltungsformaten wie Workshops und Konferenzen, zu denen je nach Thema und Anlass verschiedene Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem muslimischen Leben und unterschiedlichen weiteren gesellschaftlichen Bereichen zusammenkamen.
Zugleich wurden Konferenzen und Treffen nicht mehr allein vom BMI organisiert und durchgeführt, sondern auch auf dem Weg der Projektförderung durch zivilgesellschaftliche Partner bzw. Projektträger. Hochrangige BMI-Veranstaltungen auf Ministerebene waren dagegen z.B. die DIK-Auftaktkonferenz 2018, die Auftaktveranstaltung des DIK-Förderansatzes "Moscheen für Integration" 2019 und eine Videokonferenz zum Thema Imam-Ausbildung im Jahr 2020.
Insgesamt stand auch die DIK seit 2020 stark unter dem Eindruck der Corona-Pandemie, die geplante Veranstaltungen und den persönlichen Austausch lange Zeit nicht in der gewohnten und bewährten Weise zuließ. Gleichwohl wurde in drei Arbeitsschwerpunkten eine Reihe von konkreten Vorhaben intensiv vorangetrieben:
Arbeit in drei Schwerpunktbereichen
So galt es in einem religionspolitischen Schwerpunkt Fortschritte bei der praktischen Ausbildung religiösen Personals für islamische Gemeinden zu erreichen. Erklärtes Ziel war und ist es, dass mehr in Deutschland sozialisierte und ausgebildete Imame in Moscheegemeinden tätig werden. Zugleich sind die staatlichen Handlungsmöglichkeiten aus verfassungsrechtlichen Gründen beschränkt. Zu dem Thema fanden drei Expertentreffen (Hannover, Berlin, digital) statt, bei denen der aktuelle Stand sowie die Bedingungen und Perspektiven der Imam-Ausbildung in Deutschland diskutiert wurden. Weitere wichtige Fortschritte in diesem Bereich in der 19. Legislaturperiode waren
- die Gründung des "Islamkolleg Deutschland e.V. (IKD)", das ein aus Mitteln der DIK gefördertes bundesweites Modellprojekt der Imam-Ausbildung durchführt (Dauer bis 2025),
- die Einrichtung eines Programms zur Ausbildung religiösen Personals durch den mitgliederstärksten islamischen Dachverband in Deutschland, DITIB (Start Januar 2020),
- das Zertifikatsstudienprogramm "Imame in der Sozialarbeit" der Universität Münster, ein Modellprojekt in Nordrhein-Westfalen, das aus Mitteln der DIK kofinanziert wird.
Im Zentrum des integrationspolitischen Schwerpunkts standen die Konzeption und der Start des Förderansatzes "Moscheen für Integration – Öffnung, Vernetzung, Kooperation (MfI)". MfI ist darauf gerichtet, die Integration islamischer Gemeinden in der Alltagspraxis zu stärken und externe Abhängigkeiten zu vermindern. Gefördert werden Aktivitäten von Moscheegemeinden in der sozialen Beratung und im Ehrenamt, aber auch Maßnahmen, die dazu dienen, sich in das lokale Umfeld hinein zu öffnen und mit der Nachbarschaft in der jeweiligen Kommune zu vernetzen. Die DIK unterstützte zudem Kommunen beim Dialog über Möglichkeiten und Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit Moscheegemeinden, wozu ein "Kommunaler Fachaustausch" ins Leben gerufen wurde.
Kernbereiche des gesellschaftspolitischen Schwerpunkts waren der Dialog über die Prävention von Muslimfeindlichkeit einerseits bzw. Antisemitismus unter Muslimen andererseits sowie die Förderung des innermuslimischen Dialogs.
Zum Thema "Antisemitismus unter Muslimen" fand in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung und der "Bildungsstätte Anne Frank" im Dezember 2019 ein Workshop statt. Die Veranstaltung diente dem wissenschaftlichen Austausch ebenso wie der Vernetzung von Akteuren der Präventionsarbeit und des interreligiösen Dialogs. Ende April 2019 diskutierten dagegen im Rahmen eines weiteren Workshops Vertreterinnen und Vertreter aus Praxis und Wissenschaft sowie der muslimischen Zivilgesellschaft über das Phänomen "Muslimfeindlichkeit", wobei auch praxisorientierte Ansätze zur Prävention dargestellt wurden. Daneben initiierte und förderte die DIK in der 19. Legislaturperiode Foren für eine innermuslimische Debatte über Fragen der Identitätsfindung und der Selbstorganisation von Muslimen in Deutschland. Hierzu wurden Projekte von Initiativen und Vereinen auch außerhalb der traditionellen Moscheestrukturen unterstützt (z.B. "Muslim Debate").
Studie "Muslimisches Leben in Deutschland 2020"
2021 wurde zudem die DIK-Studie "Muslimisches Leben in Deutschland 2020 (MLD 2020)" des BAMF abgeschlossen und veröffentlicht. MLD 2020 ist die aktuell größte bundesweit repräsentative Studie zu Zahl, Struktur, religiöser Alltagspraxis sowie zu Aspekten der Integration der in Deutschland lebenden muslimischen Bevölkerung.
"Unabhängiger Expertenkreis Muslimfeindlichkeit"
Nicht im engen Sinne als Teil der DIK, aber im direkten Zusammenhang mit ihr stehend hat das BMI im September 2020 den "Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (UEM)" eingerichtet. Aufgabe des UEM ist es, aktuelle und sich wandelnde Erscheinungsformen von Muslimfeindlichkeit zu analysieren und auf Schnittmengen mit antisemitischen Haltungen sowie anderen Formen gruppenbezogener Vorurteile und Ausgrenzungen hin zu untersuchen. Die Expertinnen und Experten des UEM werden im Sommer 2023 einen umfassenden Bericht mit konkreten Handlungsempfehlungen vorlegen.