Ausbildung religiösen Personals islamischer Gemeinden , , Imamausbildung
Einer der aktuellen Schwerpunkte der Deutschen Islam Konferenz (DIK) ist das Thema "Ausbildung religiösen Personals islamischer Gemeinden". Hierunter fällt insbesondere die Imamausbildung.
Es handelt sich dabei nicht um ein neues Thema. Die DIK hat bereits 2009 Schlussfolgerungen zu Möglichkeiten und Zielen einer künftig in Deutschland verorteten Ausbildung von religiösem Personal islamischer Gemeinden sowie in diesem Zusammenhang zur Einrichtung islamisch-theologischer Angebote an staatlichen Hochschulen in Deutschland verabschiedet.
Imame in Deutschland (Stand: 2022)
Erstmals seit 2011 liegen aktuelle Informationen zur Zahl der islamischen einschließlich alevitischen Gemeinden und Religionsbediensteten in Deutschland vor. Laut einer durch die DIK geförderten Studie existierten 2022 in Deutschland ca. 2.600 solcher Gemeinden. Bei 5% der in der Studie befragten Gemeinden handelte es sich um alevitische Cem-Häuser. Aufgrund der Ergebnisse kann die Zahl der Moscheen in Deutschland auf knapp 2.500 und die der Cem-Häuser auf über 100 geschätzt werden. Hier arbeiten rund 2.200 Imame bzw. rund 100 alevitische Dedes. Mehr als die Hälfte der Gemeinden verfügt auch über weibliches religiöses Personal.
Für die Tätigkeit eines islamischen Religionsbediensteten, in der Regel Vorbeter (arab.: Imam) und Prediger (arab.: Khatib), existiert kein festes Berufsbild. Zu den klassischen Aufgaben zählen die Leitung der fünf Pflichtgebete, das Halten der Freitagspredigt und die religiöse Unterweisung von Kindern und Jugendlichen. Je nach Eignung und Qualifikation übernehmen Imame Verantwortung für die Öffentlichkeitsarbeit der Moscheegemeinden, agieren als Ansprechpartner für religiöse Fragen der Gemeindemitglieder und dienen als Ratgeber für persönliche Anliegen.
Weitergehende Informationen enthält die DIK-Studie (2023) zu "Struktur und Angeboten islamischer Gemeinden in Deutschland".
In der Folgezeit wurden, zunächst gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, Institute für islamische Theologie an deutschen Hochschulen etabliert. Die DIK selbst veröffentlichte die DIK-Studie "Islamisches Gemeindeleben in Deutschland" einschließlich einer Teilstudie zu islamischen Religionsbediensteten (Imamen) und erarbeitete einen Leitfaden für die gesellschaftskundliche und sprachliche Fortbildung von Imamen auf kommunaler Ebene, auf dessen Grundlage anschließend zahlreiche Fortbildungen für Imame unter anderem vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert wurden.
2018 hat die DIK auf der Grundlage ihrer Empfehlungen begonnen, sich schwerpunktmäßig der Umsetzung der praktisch-religiösen Ausbildung islamischer Religionsbediensteter für die Gemeindearbeit in Deutschland zu widmen. Die Ausbildung religiösen Personals ist schon aus verfassungsrechtlichen Gründen zu allererst eine Angelegenheit der religiösen Gemeinschaften selbst. Zugleich besteht in Bezug auf islamisches Gemeindeleben in Deutschland auch ein öffentliches, integrationspolitisches Interesse hier voranzukommen.
Unter den Teilnehmenden der DIK besteht Übereinstimmung, dass die DIK kein einheitliches, zentrales Ausbildungsmodell anstreben soll oder kann. Eine solche Zielsetzung widerspräche nicht nur dem Selbstbestimmungsrecht der Gemeinden, sondern entspräche auch nicht ihrer Diversität und ihren unterschiedlichen Bedürfnissen. Die Behandlung dieses Themas in der DIK diente daher zunächst dem Austausch zwischen den betroffenen Akteuren, aber auch der Versachlichung der öffentlichen Debatte.
Zudem leistete die DIK einen Beitrag, die nebeneinander bestehenden Modelle und die in diesem Bereich tätigen Akteure miteinander zu vernetzen und Initiativen zu befördern. So erarbeitete die DIK eine Bestandsaufnahme der bestehenden Ausbildungsgänge religiösen Personals islamischer Gemeinden.
Seit 2021 wird aus Mitteln der DIK – neben anderen Projekten – ein deutschlandweites Ausbildungsprogramm für Imame am Islamkolleg Deutschland e.V. (IKD) gefördert. Dieser Verein gründete sich 2019 verbandsübergreifend auf Initiative von islamischen Theologen der Universität Osnabrück und vier seinerzeit in der DIK mitwirkenden islamischen Dachverbänden.
Eine weitere wichtige Entwicklung war zudem der Start im Januar 2020 des Ausbildungsprogramms des größten islamischen Dachverbands Deutschlands, DITIB, für Imame und weiteres religiöses Personal islamischer Gemeinden in deutscher Sprache. Damit wurde eine Alternative zu der Entsendung von staatlichen Imamen aus der Türkei in DITIB-Gemeinden geschaffen.
Nach intensiven Verhandlungen wurde im Dezember 2023 eine deutsch-türkische Übereinkunft zur schrittweisen Beendigung der Entsendung staatlich bediensteter Imame aus der Türkei getroffen. Damit hat der Bedarf nach in Deutschland aus- oder fortgebildeten Imamen noch einmal zugenommen. Es wurde daher in dieser Übereinkunft auch eine Ausbildungsinitiative vereinbart. Zur Umsetzung dieser Initiative kooperieren IKD und DITIB bzw. der DITIB-nahe Bildungsträger FIBE.
Einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit der DIK in diesem Bereich bildete der Aspekt der öffentlichen Anerkennung der Berufe und Ausbildungsgänge religiösen Personals islamischer Gemeinden.
Anerkennung von Berufen und Ausbildungsgängen religiösen Personals
DIK-Projektgruppe
Im Rahmen des Themenschwerpunkts "Ausbildung religiösen Personals islamischer Gemeinden" wurde im Sommer 2023 die DIK-Projektgruppe "Anerkennung von Berufen und Ausbildungsgängen religiösen Personals in islamischen Gemeinden" ins Leben gerufen und eineinhalb Jahre lang koordinierend begleitet. Die Projektgruppe setzte sich systematisch mit den unterschiedlichen Aspekten von Anerkennungsprozessen für die diversen Berufsbilder und Ausbildungsgängen, die von islamischen Verbänden und Religionsgemeinschaften angeboten werden, auseinander. Hierbei wurden verschiedene praktische und formale Fragen der Anerkennung im Themenfeld erörtert.
DIK-Fachtagung und Handreichung
Anlässlich der DIK-Fachtagung "Religiöses Personal islamischer Gemeinden in Deutschland – Stand und Perspektiven der Ausbildung" am 18.-19. November 2024 wurden die Ergebnisse der Projektgruppe in Form der DIK-Publikation "Die Anerkennung von Berufen und Ausbildungsgängen religiösen Personals islamischer Gemeinden. Eine Handreichung der Deutschen Islam Konferenz" veröffentlicht. Die Handreichung ist als ein Debattenbeitrag zu begreifen. Sie enthält verschiedene fachliche Perspektiven auf bestehende Anerkennungsfragen und -bedarfe und gibt den augenblicklichen Diskussionstand in der Projektgruppe wieder.