Zusammenarbeit vor Ort stärken:
, Datum: 04.02.2025, Format: Meldung, Bereich: Im Dialog , Das Projekt "Kommune und muslimisches Leben" unterstützt Kommunen bei islambezogenen Themen

Kommunen gestalten das vielfältige Zusammenleben vor Ort. Auf die Bedürfnisse aller Einwohnerinnen und Einwohner einzugehen und dabei auch die religiöse Vielfalt – mitunter auch von Musliminnen und Muslimen – im Blick zu haben, ist keine leichte Aufgabe. Dafür braucht es eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen kommunalen Vertreterinnen und Vertretern und muslimischen Organisationen, weiß Ramzi Ghandour. Er leitet das kürzlich ins Leben gerufene Projekt "Kommune und muslimisches Leben – Qualifizierung, Austausch und Beratung", welches genau an dieser Stelle ansetzt.
Das Projekt unterstützt kommunale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei, ihre Kompetenzen im Umgang mit islamischen Organisationen und islambezogenen Fragestellungen auszubauen.

"Im Rahmen ihrer Gestaltungsmöglichkeiten sind kommunale Akteure ungemein wichtig für das vor Ort erlebte gesellschaftliche Zusammenleben. Wir ermutigen sie, Kontakte zu muslimischen Akteuren aufzubauen und die Zusammenarbeit mit ihnen zu stärken", erklärt Ghandour. Ziel dessen sei es, dass möglichst viele Einwohnerinnen und Einwohner einer Kommune ihre Interessen vertreten sehen, erklärt er.

Vielfältige Angebote für vielfältige Kommunen

"Muslimisches Leben ist längst ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft", so Ghandour. "Indem wir Kommunen in ihrem Umgang mit muslimischen Gemeinschaften unterstützen, versuchen wir, dieses Verständnis auch an Orte zu tragen, wo dies (noch) nicht so empfunden wird."
Träger des Projektes ist die "Haus der sozialen Vielfalt gGmbH" mit Sitz in Leipzig, wo ein dreiköpfiges Team an der Umsetzung arbeitet. "Wir möchten dazu beitragen, dass Vielfalt als etwas Selbstverständliches und Wertvolles anerkannt wird. Und damit den sozialen Zusammenhalt stärken", erklärt Projektmitarbeiterin Amal El Abd.

Portraitbild einer Frau Manuela Andrich, Integrationsbeauftragte der Stadt Leipzig Quelle: Manuela Andrich

Seit der zweiten Jahreshälfte 2024 bietet das Projekt "Kommune und muslimisches Leben" digitale Austauschformate und Qualifizierungsangebote für kommunale Mitarbeitende aus ganz Deutschland an. Inhaltlich richten sich diese nach den individuellen Bedarfen der Kommunen. So werden in den Qualifizierungen beispielsweise Kenntnisse zu Islam in Deutschland, zum Aufbau eines Moscheevereins oder auch zu Islam und Bestattungsrecht vermittelt.

Außerdem bietet das Projekt individuelle und vertrauliche Beratungen für kommunale Mitarbeitende aus den ostdeutschen Bundesländern an. Hier können Themen aus der Qualifizierung vertieft oder konkrete Herausforderungen und Chancen besprochen werden – etwa bei Fragen zu Gebetsräumen, Schulessen oder bei der Entwicklung von Strategien zur interreligiösen Öffnung oder Antidiskriminierung. Die Beratungsgespräche sind erst kürzlich gestartet, doch schon jetzt berichtet das Projektteam von positiven Rückmeldungen aus den Kommunen: "Viele Kommunen schätzen die Möglichkeit, sich in einem geschützten Rahmen auszutauschen", erklärt El Abd.

Auch Manuela Andrich, Integrationsbeauftragte in Leipzig, hat bereits von der Beratung profitiert. "Das Gespräch konnte uns für ein Gesamtverständnis im Bereich Muslime und Kommune sensibilisieren", erzählt sie. Laut Andrich war das Haus der sozialen Vielfalt ein wichtiger Player, um die Erstellung eines Konzeptes gegen antimuslimischen Rassismus partizipativ und mit Expertinnen und Experten zu gestalten. "Wir leben in einer diversen Stadtgesellschaft. Die im Grundgesetz verankerte Ausübung der Religionsfreiheit ist die Basis für ein friedliches und demokratisches Miteinander. Insofern sind alle Projekte, die die Stärkung von menschenrechtsbasierter Arbeit gewährleisten ein Plus für unsere Stadt", so Andrich.

Muslimisches Leben in Ostdeutschland: Herausforderungen und Chancen

Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium des Innern und für Heimat im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz. Mit dem Haus der sozialen Vielfalt fördert es einen etablierten Träger im Osten Deutschlands. "Da sich die Situation der muslimischen Communities in den ostdeutschen Bundesländern im Vergleich zu den westdeutschen Bundesländern, bspw. hinsichtlich ihrer historischen Verankerung oder ihrer Infrastruktur unterscheidet, ist es von großer Bedeutung, dass der Träger erforderliche Regionalexpertise mitbringt.", erklärt Nikolas Kretzschmar, zuständiger Referatsleiter der Geschäftsstelle der Deutschen Islam Konferenz (DIK) beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Das sei wichtig, denn für eine Kooperation zwischen kommunalen Mitarbeitenden und Vertreterinnen und Vertretern der örtlichen muslimischen Communities brauche es Wissen voneinander und Verständnis füreinander, so Kretzschmar.

Bei Themen des muslimischen Lebens gäbe es oft Unsicherheit unter kommunalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, berichtet Milena Marcia Ploner, die ebenfalls Teil des Projektteams ist: "Es besteht oft die Sorge, dass selbst kleine Fehler zu großen öffentlichen Diskussionen führen könnten. Und diese Sorge ist in dem polarisierenden Themenfeld durchaus berechtigt." Das Projekt bietet Unterstützung bei Unsicherheiten und möchte damit eine Basis für vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Kommunen und muslimischen Akteurinnen und Akteuren schaffen.

Kommunale Zusammenarbeit für stärkeren Zusammenhalt

Das Haus der sozialen Vielfalt wird bei der Umsetzung des Projekts von der Syspons GmbH unterstützt, die bereits für das Vorgängerprojekt "Kommunaler Fachaustausch" verantwortlich war. Hier stand der Austausch zwischen Kommunen im Fokus. Das neue Projekt wurde nun um Qualifizierungs- und Beratungsangebote erweitert.

Sieben Flyer liegen auf einem Tisch. Der Flyer des Projekts. Quelle: Milena Jovanovic

Als Kooperationspartner bringt Syspons die Erfahrungen aus dem Vorgängerprojektes mit ein, während das Haus der sozialen Vielfalt seine langjährige Erfahrung in der Arbeit mit muslimischen Communities und lokalen Akteuren einsetzt.
"Wir können vielerorts sehen, dass eine Zusammenarbeit zwischen Kommune und muslimischen Akteuren Chancen schafft und die lokale Zivilgesellschaft stärkt", berichten die Mitarbeitenden von Syspons.

Letztlich seien Begegnungen auf lokaler Ebene der beste Weg, Vorurteile abzubauen, meint Ghandour. "Kommunen gestalten das alltägliche Zusammenleben und haben die Möglichkeit, durch ihre Maßnahmen die Interessen aller Einwohnerinnen und Einwohner sichtbar zu machen und einander näherzubringen. Wir möchten kommunale Mitarbeitende ermutigen, den Dialog mit muslimischen Akteuren zu stärken und gemeinsam tragfähige Lösungen für ein vielfältiges Zusammenleben zu entwickeln."
Das Projekt "Kommune und muslimisches Leben" zeigt Möglichkeiten auf, wie Kommunen durch Dialog und Zusammenarbeit Vielfalt aktiv gestalten und dadurch eine inklusive Gesellschaft fördern können.

Kommune und muslimisches Leben – Qualifizierung, Austausch und Beratung

Das Projekt "Kommune und muslimisches Leben" unterstützt kommunale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei, ihre Kompetenzen im Umgang mit islambezogenen Themen zu erweitern und ihre Zusammenarbeit mit muslimischen Organisationen zu vertiefen.

Mit bundesweiten Qualifizierungsangeboten und Austauschformaten sowie individuellen Beratungen für Kommunen der ostdeutschen Bundesländer stärkt das Projekt die Zusammenarbeit zwischen kommunalen und muslimischen Akteurinnen und Akteuren. Ziel ist es, die Teilhabe aller und damit den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern.

"Kommune und muslimisches Leben – Qualifizierung, Austausch und Beratung" ist ein Projekt vom Haus der sozialen Vielfalt in Kooperation mit Syspons, gefördert vom Bundesministerium des Innern und für Heimat im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz.