Festakt in Köln: Alevitische Gemeinde feiert Jubiläum , Datum: 06.11.2019, Format: Meldung, Bereich: Im Dialog

Unter dem Motto "Einheit in Vielfalt" feierte die Alevitische Gemeinde Deutschland (AABF) am 28. September in Köln ihr dreißigjähriges Bestehen.

Seit 30 Jahren vertritt die Alevitische Gemeinde Deutschland die hier lebenden Alevitinnen und Aleviten. Dieses Jubiläum wurde im September mit einer großen Feierlichkeit in der Kölner Lanxess-Arena gewürdigt. Vor rund 20.000 Gästen eröffnete der Generalsekretär der AABF Ufuk Çakır den Festakt mit einer Rede.

"Eine Gesellschaft, in der Menschen, egal woher sie kommen, wie sie aussehen und woran sie glauben, friedfertig und im wechselseitigen Respekt miteinander leben, ist die Botschaft, die wir heute Abend weitergeben wollen", kündigte Çakır an und bezog sich damit auf das Motto des Abends - "Einheit in Vielfalt." Er hob hervor, dass Deutschland für viele Alevitinnen und Aleviten weitaus mehr sei als ein Lebensraum - das Land sei zu ihrer Heimat geworden.

Das Alevitentum hat seinen Ursprung in Anatolien und wurde in seiner Geschichte wiederholt durch Unterdrückung und Vereinnahmungsversuche geprägt. Im Zuge der Arbeitsmigration sind etliche Angehörige der alevitischen Glaubensgemeinschaft schließlich in Deutschland heimisch geworden. Schätzungen zufolge leben mittlerweile rund 700.000 Alevitinnen und Aleviten in der Bundesrepublik.

Die Staatsministerin für internationale Kultur- und Bildungspolitik beim Bundesminister des Auswärtigen Michelle Müntefering begrüßte die Gäste in der Arena ebenso wie der stellvertretende Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und Minister für Kinder, Familie und Flüchtlinge Dr. Joachim Stamp. Elfi Scho-Antwerpes, die Bürgermeisterin der Stadt Köln, richtete bei der Jubiläumsfeier ebenfalls einige Grußworte an das Publikum.

Im weiteren Verlauf bot sich den Gästen ein beeindruckendes Schauspiel: 160 Frauen zogen in weißen Gewändern in die Arena ein, entzündeten Kerzen und verwandelten die Fläche in ein Lichtermeer. Ein jedes Licht symbolisierte eines der aktiven Cem-Häuser in Deutschland.

Unter den Ehrengästen in der Arena war auch Elif Kubaşık, die Witwe von Mehmet Kubaşık, der von der rechtsextremen Terrorgruppe NSU ermordet worden war. Auch Emel Korkmaz und Sayfi Sarısülük, deren Kinder bei den Gezi-Park-Protesten getötet worden waren, waren der Einladung gefolgt. Unter den Gästen befanden sich außerdem auch einige Abgeordnete des Türkischen Parlaments der Parteien CHP und HDP, die anlässlich der Jubiläumsfeier nach Köln gereist waren.

Zahlreiche prominente Künstler und Künstlerinnen, die durch ein großes Bağlama-Orchester begleitet wurden, begeisterten die Gäste durch ihre Auftritte. Die musikalischen Darbietungen wurden durch Rezitationen von Gedichten und Überlegungen zur alevitischen Identität in Europa ergänzt. Unter den Künstlern war unter anderem Arif Sağ, der Bağlama-Virtuose aus der Türkei, der für viele Alevitinnen und Aleviten seit Jahrzehnten ihren Glauben mit seinem Gesang ausdrückt. Weitere Kunstschaffende kamen aus den USA, Kuba, Südosteuropa, Griechenland, England, Aserbaidschan und Deutschland.