DIK-Workshop zum Thema Antisemitismus unter Muslimen ,
Am 4. und 5. Dezember 2019 fand in Berlin der Workshop „Antisemitismus unter Muslimen – aktuelle Entwicklungen und Lösungswege“ statt. Der Workshop wurde vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat und der Bertelsmann-Stiftung im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz (DIK) veranstaltet.
Der praxis- und alltagsnahen Ausrichtung der DIK folgend unterstützte der Workshop den Austausch und die Vernetzung von Akteuren aus der Präventionsarbeit sowie des interreligiösen Dialogs und bot ihnen die Möglichkeit zur Vorstellung und Diskussion von erfolgreichen Ansätzen in der Projektarbeit. Teilnehmer waren Vertreter der islamischen Dachverbände und jüdischer Religionsgemeinschaften, Experten aus dem Bereich der Wissenschaft, der Stiftungen und aus der Fachebene mehrerer Bundesbehörden sowie Multiplikatoren aus der Projektarbeit und der erweiterten muslimischen Zivilgesellschaft.
In seinem Grußwort betonte Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus: „Eine Priorisierung des Kampfes gegen Judenhass nach dessen ideologischer Herkunft oder nach gesellschaftlichen Gruppen verkennt die gesamtgesellschaftliche Dimension dieser Aufgabe. Wir müssen dem Antisemitismus überall dort entgegentreten, wo er uns begegnet, unabhängig von Religion, Hautfarbe oder politischer Gesinnung.“ Er bekräftigte zugleich: „Unbestreitbar ist, dass wir mit der Zuwanderung von Menschen aus Regionen, in denen antisemitische und antiisraelische Stereotype und Feindbilder verbreitet sind und teilweise staatlicherseits gefördert werden, vor neuen Herausforderungen im Kampf gegen Antisemitismus stehen.“
Projekte aus der Praxis
Am ersten Tag des Workshops wurden in mehreren Impulsreferaten Zahlen und Daten zum Phänomen des Antisemitismus unter Muslimen in Deutschland vorgestellt. Dabei wurden Daten des Bundeskriminalamtes ebenso präsentiert und diskutiert wie solche der qualitativen und quantitativen Sozialforschung. Geschichts- und islamwissenschaftliche Expertisen setzten sich zudem mit der Frage auseinander, welche Faktoren antisemitische Einstellungen unter Muslimen verursachen und verstärken können. Dabei wurde konstatiert, dass es in Wissenschaft und Gesellschaft zwar schon ein analytisches und sprachliches Rüstzeug für das Phänomen des rechtsextremen Antisemitismus gibt, dies aber im Bereich des muslimischen Antisemitismus noch fehlt.
Die praktische Auseinandersetzung mit dem Thema stand am zweiten Workshop-Tag im Vordergrund. So wurden Projekte zur Antisemitismusprävention und zur Stärkung des jüdisch-muslimischen Dialogs vorgestellt. Bei der Diskussion der „Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus“ und des Projekts „Junge Muslime in Auschwitz“ wurde deutlich, dass Präventionsarbeit unter jungen Musliminnen und Muslimen oft dann gelingt, wenn Anknüpfungspunkte deutscher Geschichte mit eigenen biographischen Erfahrungen von Muslimen in Beziehung zueinander gesetzt werden. Zum Abschluss stellten Vertreterinnen und Vertreter des Islamrats, des Zentralrats der Muslime und des Zentralrats der Juden in Deutschland die von ihnen betriebenen Dialogprojekte vor.