Ein Mufti für Westeuropa: Amtseinführung in Mainz , Datum: 04.10.2019, Format: Meldung, Bereich: Im Dialog

Am 14. September wurde Dr. Osman Kozlić in Mainz in das Amt des Muftis für Westeuropa der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken eingeführt. Ein Schritt, der von vielen Bosniaken in Europa als Meilenstein gewertet wird.

Im Dezember 2017 hatte die Oberste Ratsversammlung der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken entschieden, für die bosniakischen Gemeinden in Westeuropa ein eigenes Muftitum zu schaffen. Dieser Plan wurde am 14. September in Mainz in die Realität umgesetzt: Großmufti Dr. Husein Kavazović übergab die Ernennungsurkunde, die sogenannte Murasela, an Dr. Osman Kozlić, der von nun an das Amt des Muftis für Westeuropa bekleidet. Zuletzt war Kozlić vier Jahre als Mufti von Banja Luka in Bosnien und Herzegowina tätig, er hat in Algerien und Marokko studiert.

Der Großmufti ist das Oberhaupt und der höchste Würdenträger der islamischen Gemeinschaft in Bosnien und Herzegowina. Dem Großmufti, der auf sieben Jahre gewählt wird, sind wiederum Muftis untergeordnet, die jeweils für bosniakische Gemeinden in festgelegten Gebieten, Ländern oder auch Städten verantwortlich sind. So werden beispielsweise die Bosniaken in Serbien oder Kroatien jeweils durch einen Mufti vertreten, Muftis können aber auch für einzelne Städte in Bosnien und Herzegowina zuständig sein. Das Wort bosniakisch grenzt sich dadurch vom Begriff bosnisch ab, dass es ausschließlich für Bosnier und Bosnierinnen verwendet wird, die Muslime sind.

234 bosniakische Gemeinden in Westuropa – darunter 78 Moscheegemeinden in Deutschland – fallen nun in den Verantwortungsbereich von Dr. Osman Kozlić. Dass die Wahl für den Sitz des neuen Muftitums auf Deutschland fiel, liegt an der zahlenmäßig besonders stark ausgeprägten Glaubensgemeinschaft hierzulande.

"Hier in Mainz begehen wir am heutigen Tag die feierliche Überreichung der Murasela an Dr. Osman Kozlić, der in Zukunft das Muftitum der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Westeuropa leiten wird", verkündete Edin Atlagić, Vorstandsvorsitzender der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland (IGBD) beim Festakt in Mainz. Zum jetzigen Zeitpunkt, so sagte er, seien außerhalb von Bosnien und Herzegowina in 15 Staaten weltweit insgesamt 250 bosniakische Moscheegemeinden registriert. "In all diesen Ländern", fügte Atlagić an, "haben sich die Bosniaken als europäisches Volk, das auch über eine bedeutende vorislamische Geschichte verfügt, nachweislich sehr gut integriert – und sie leisten einen großen Beitrag zum Wohl der Gesellschaften, in denen sie leben und wirken."

Neben dem Mufti Kroatiens, Dr. Aziz Hasanović, und dem Mufti Serbiens, Dr. Mevlud Dudić, war auch Dr. Frank van der Velden als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz bei der Veranstaltung anwesend. Letzterer überreichte Kozlić Weihrauch samt dazugehöriger Schale – ein Geschenk, das in der katholischen Theologie als Zeichen von Weisheit gilt. Ein Vertreter der Schweizer Bosniaken erklärte, dass für die Bosniaken in Europa nun eine neue Zeitrechnung beginnen würde.