Studie: Vorschulische Kinderbetreuung aus Sicht muslimischer Familien ,
Die Studie ist ein Teil des Projektes "Muslimisches Leben in Deutschland 2016". Für dieses Projekt wurden 2.045 Musliminnen und Muslime aus den Herkunftsregionen Iran, Naher Osten, Nordafrika, Südosteuropa, Süd-/Südostasien und der Türkei auf Basis eines standardisierten Fragebogens telefonisch befragt. Der Forschungsschwerpunkt war parallel zum Themenschwerpunkt der Deutschen Islam Konferenz (DIK) die Nutzung und das Interesse an Angeboten der islamischen Wohlfahrtspflege. Ergebnisse aus dem Projekt wurden in einzelnen themenspezifischen Veröffentlichungen publiziert. Den Anfang bildete das Working Paper 71 "Wie viele Muslime leben in Deutschland", gefolgt von dem Working Paper 75 "Altenpflege für Muslime". Abgeschlossen wurde das Projekt mit dem hier publizierten Working Paper 78 über die Inanspruchnahme vorschulischer Kinderbetreuungsangebote.
Bei muslimischen Eltern ist eine hohe Akzeptanz vorschulischer Kinderbetreuungsangebote zu erkennen. Ob ein solches Angebot in Anspruch genommen wird, hängt vor allem vom Alter des Kindes ab. Fast 90 Prozent der Kindergartenkinder im Alter von drei bis unter sechs Jahren werden extern betreut. Bei jüngeren Kindern ist der Anteil mit 16 Prozent deutlich niedriger. Vergleicht man die Ergebnisse mit Befunden aus der Kinder- und Jugendstatistik zeichnet sich ab, dass sich muslimische Familien ähnlich wie andere Familien mit Migrationshintergrund in Deutschland verhalten.
Die Prüfung potenzieller Einflussfaktoren auf die Wahrscheinlichkeit, ob ein kleines Kind aus einer muslimischen Familie eine Kita besucht, zeigt, dass sich ausschließlich Merkmale auswirken, die auch bei nicht muslimischen Familien in Deutschland relevant sind. Neben dem Alter des Kindes ist dies vor allem der Erwerbstatus der Mutter. Religiosität oder das Geschlecht des Kindes haben hingegen keinen Einfluss.
Weiterhin wird deutlich, dass sehr viele muslimische Eltern vorschulische Kinderbetreuungsangebote wahrnehmen, obgleich in vielen Kitas auf spezifische religiöse oder kulturelle Belange kaum eingegangen wird. Dem Wunsch, die Teilhabechancen ihrer Kinder durch die Nutzung institutionalisierter frühkindlicher Bildungseinrichtungen zu verbessern, wird höhere Priorität eingeräumt. Es besteht aber durchaus das Bedürfnis, dass religiöse und kulturelle Besonderheiten selbstverständlicher beachtet werden.
Verfasser der Studie: Anja Stichs und Steffen Rotermund