Ausbildungen für Imame an Hochschulen in Europa , Datum: 29.11.2009, Format: Artikel

Europaweit hat sich in den vergangenen Jahren die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Integration der Muslime in die europäischen Gesellschaften nur dann erfolgreich sein kann, wenn auch das Religionspersonal, also die Imame mit einbezogen werden.

In Frankreich und den Niederlanden ist Imamausbildung seit einigen Jahren eines der Kernanliegen staatlicher Politik zur Integration von Muslimen.

Vom Import-Imam zum Master in islamischer Seelsorge

Diese werden europaweit bislang zu einem großen Teil aus den jeweiligen Herkunftsländern rekrutiert und sind somit oftmals weder mit den hiesigen Gesellschaften und den Sorgen und Nöten der Muslime vertraut, noch sind die notwendigen Sprachkenntnisse vorhanden. Um hier Abhilfe zu schaffen wird in den letzten Jahren vermehrt über die Etablierung von universitären Imamausbildungen diskutiert. Zum Teil sind auch schon erste Schritte unternommen worden, solche an staatlichen Hochschulen einzurichten.

Aber auch schon bevor dies öffentlich diskutiert wurde, versuchten einige muslimische Organisationen, dem Mangel an religiösem Personal beizukommen. Dies hat besonders bei den Organisationen, die weniger problemlos Imame aus den jeweiligen Herkunftsländern importieren können, zur Einrichtung von Instituten zur Imamausbildung geführt.

Im Trend: Kombinierte Studiengänge

Betrachtet man die Entwicklungen in den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien, so zeichnete sich in den vergangenen Jahren ein Trend hin zur universitären Imamausbildung ab. Im Trend liegen zudem Studiengänge in denen zwischen konfessionellen islamischen und nichtkonfessionellen Studieninhalten getrennt wird:

Hochschulen übernehmen in diesem kombinierten Modell den nichtkonfessionellen Teil der Lehre mit Fächern wie Staats- und Gesellschaftskunde, vergleichende Religionswissenschaft oder Pädagogik, die meist aus dem bestehenden Angebot der Hochschule bestritten werden. Die Studienteile, die mit muslimischen Organisationen abgestimmt sind oder von muslimischen Akademien angeboten werden, decken den konfessionell islamischen, also religiösen, Anteil der Lehre ab und umfassen mit Koran- und Hadithwissenschaften, islamischem Recht und Glaubenslehre Bereiche der klassischen islamischen Wissenschaften. Somit ist einerseits gesichert, dass universitäre Standards der Lehre und Wissenschaft eingehalten werden, und andererseits die Akzeptanz der ausgebildeten Imame und Seelsorger zumindest bei den beteiligten muslimischen Gemeinschaften gewährleistet ist.
Im Übrigen ist diese Vorgehensweise in Staaten wie Frankreich, in denen die säkulare Ordnung keine konfessionellen Institute und Studiengänge an staatlichen Hochschulen zulässt, der vielleicht einzig gangbare Weg, die Ausbildung der zukünftigen Imame auf universitärem Niveau zu sichern und transparent zu gestalten.

Mark Bodenstein, 29.11.2009