Frankreich: Zwischen Großer Moschee und Katholischer Universität ,
Auch in Frankreich ist die Einrichtung einer Fakultät für Islamische Theologie seit den 1980er Jahren im Gespräch. Wegen der besonderen Situation, die sich aus der französischen Laicité ergibt und der diesbezüglichen, historisch entstanden Sonderstellung von Elsass-Lothringen, kamen bislang nur die Universitäten Straßburg und Metz in Frage, an denen die einzigen theologischen Fakultäten an staatlichen Universitäten in Frankreich bestehen. Schon seit 1996 bestehende Pläne, eine solche Fakultät in Straßburg auch mit dem Ziel der Imamausbildung einzurichten, konnten jedoch bis heute nicht realisiert werden.
Zusammenarbeit der Großen Moschee mit der katholischen Universität in Paris
Schon seit den frühen 1990er Jahren werden an mehreren muslimischen Instituten für höhere Bildung auch Imame ausgebildet. Am prominentesten sind das Institut Européen des Sciences Humaine in Château Chinon,das mit der Muslimbruderschaft verbunden sein soll, das Institut d'Études Islamiques in Paris und das theologische Seminar der Algerien nahe stehenden Großen Moschee von Paris. Neu hinzugekommen ist 2006 das Institut Avicenne des Sciences Humaines in Lille, dessen Vorsitzender, Mohamed Bechari, zugleich der marokkanisch geprägten „Fédération nationale des musulmans de France“ vorsteht. Zusammen mit der privaten Katholischen Universität von Paris, dem "Institut Catholique", bietet die Große Moschee von Paris seit Anfang 2008 eine universitäre Ausbildung für Imame in Frankreich an. Dabei bietet das Institut Catholique ein zweijähriges Aufbaustudium an, das an die Ausbildung am Institut der Großen Moschee von Paris anschließt. Das rein säkulare Studium mit dem Namen „Religionen, Laizität, Interkulturalität“ umfasst Kurse in den Bereichen französische Geschichte, Recht, Verwaltung und interkultureller Dialog, und soll die Imame besonders auf ihre Arbeit in Frankreich vorbereiten.
Mark Bodenstein, 29.11.2009